Eigentlich war der Besuch am Sämtisersee am vergangenen Samstag gar nicht geplant – bis ich im Rucksack den Deckel eines Datenloggers fand. Den hatte ich offensichtlich bei meiner letzten Auslesetour Anfang November vergessen, wieder anzubringen – und die Elektronik des Loggers war seither ungeschützt gegen Feuchtigkeit. Der Deckel musste also unbedingt wieder dorthin, wo er hingehörte.
Der Ärger wurde jedoch mehr als kompensiert durch die Impressionen, welche sich beim Besuch gestern morgen ergaben… Während der gesamten Anfahrt und auch das Brüeltobel hinauf dominierten Hochnebel bzw. Nebel, doch kaum am Plattenbödeli angekommen, klarte es auf:
Unten in der Senke blies der Wind erstaunlich stark – eigentlich wäre Bise (also Ostwind) zu erwarten gewesen, doch der Wind wehte entlang der Talachse in die entgegengesetzte Richtung. Ob da eine Südost-Komponente im Spiel war, welche den Wind via Saxerlücke zum Sämtisersee umleitete?
Die vergangenen, etwas kühleren Tage mit Nachtfrost haben gereicht, dass der Sämtisersee (bzw. dessen kümmerliche Reste) zugefroren ist. Der tiefe Wasserstand hat das Zufrieren wohl erheblich begünstigt: Das Wasservolumen, welches vorgängig auf 0°C abgekühlt werden muss, war heuer viel geringer als in den Vorjahren. Bei normalem Wasserstand waren in den vergangenen Jahren jeweils eine Schneefallepisode sowie zwei kalte Nächte mit Minima unter -10 °C notwendig, damit sich auf dem See eine Eisdecke ausgebildet hat.
Die nachfolgende Videosequenz wurde beim Schluckloch aufgenommen, welches den See unterirdisch zum Rheintal hin entwässert. Es ist eindrücklich, wie tief der Wasserspiegel abgesunken ist und wie wenig Wasser versickert…
Durch den tiefen Sonnenstand liegen Teile der Senke ganztägig im Schatten. Bei günstigen Bedingungen taut der Reif hier tagsüber nicht mehr ab und kann über mehrere Tage hinweg anwachsen.
Die Grenze zwischen ganztägig abgeschatteten Bereichen und Gebietsteilen, welche noch durch die Sonne erreicht werden, ist in der Landschaft gut zu erkennen:
Neben dem Geniessen der Landschaft musste nun noch der ominöse Loggerdeckel angebracht werden, nicht ohne zuvor die aufgelaufenen Daten auszulesen:
Frosttage hatte der November bisher nur 5 Stück zu bieten, nur zwei Tage wiesen ein negatives Tagesmittel auf. Umso mehr erstaunt es, dass der Sämtisersee zuzufrieren vermochte. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Vertikaldistanz zwischen Messstation und Seespiegel durch die Trockenheit zugenommen hat: Die Temperaturen dürften direkt am See noch tiefer gelegen haben als an der Station.
Beim Abstieg vom Plattenbödeli zum Parkplatz beim Pfannenstiel rückte dann der Hochnebel wieder ins Blickfeld:
Dass die Tour in einem guten Zeitfenster stattgefunden hatte, zeigt die nachfolgende Animation. Am frühen Morgen war die ganze Senke mit Hochnebel gefüllt, bevor er sich für einige Stunden zurückzieht, im Brüetobel kurzzeitig mit Rauhreif besetzte Bäume hinterlässt und im Verlaufe des Nachmittags nochmals hochreichend ins gesamte Tal des Sämtisersees hineinbrandet: