-42.4 °C, gemessen an einer privaten Messstation: kann man diesem Wert trauen?

Die Station am Sägistalsee (und auch die anderen Stationen von kaltluftseen.ch) kann nicht mit vollausgerüsteten Wetterstationen von MeteoSchweiz mithalten – aber es handelt sich auch nicht um ein Billigthermometer aus dem Baumarkt!

Im Rahmen des Möglichen wird versucht, akzeptable und nachvollziehbare Messbedingungen zu gewährleisten:

  • Aufgestellt ist die Station an einem Mast, der Sensor befindet sich auf 3.60 m über Boden:

Mit dieser Messhöhe soll erreicht werden, dass der Sensor nur selten eingeschneit wird (vgl. Langjähriges Maximum der Schneehöhe an der 7 km entfernten und gut 200 m höher gelegenen SLF-Station Schmidigen-Bidmeren) .

Aus dem Gebiet liegen keine direkten Schneemessungen vor. Stationsdaten (https://whiterisk.ch/de/snow/station?showMeasurements=true&measurementType=SNOW_HEIGHT) und Schneehöhenkartierungen (https://whiterisk.ch/de/snow/depth) des SLF lassen jedoch vermuten, dass die Schneehöhe im Sägistal am 20.01.2023 weniger als 1 m betrug. Mit dieser Annahme kann von einer Distanz zwischen Sensor und Schneedecke deutlich über 2 m ausgegangen werden. Bedenkt man, dass die Temperatur mit zunehmender Nähe zur Schneedecke tiefer liegen, so lässt sich mit der Aufstellung der Station sicher nicht argumentieren, dass die registrierten -42.4 °C als zu tief für diesen Standort einzustufen sind.

  • Beim Gerät handelt es sich um ein DL-SHT35-002 von Decentlab: Es registriert alle 2 Minuten die momentane Temperatur, speichert diese auf einer SD-Karte ab und versucht anschliessend eine Übermittlung dieses Messwertes via LoRaWAN. Die Übermittlungsbedingungen sind extrem herausfordernd, die Netzabdeckung sehr grenzwertig. Aus diesem Grund treten immer wieder Übermittlungslücken auf. Es sind jedoch keine Werte verloren: sie müssen bei passender Gelegenheit aus der SD-Karte ausgelesen werden.
  • Beim verwendeten Sensor handelt es sich um einen SHT35 von Sensirion. Dieser ist für einen Messbereich von -40 °C bis +125 °C spezifiziert und weist bei -40 °C eine typische Toleranz von +-0.2 °C und eine maximale Toleranz von +-0.3 °C auf:
Genauigkeit des SHT35-Sensor. Quelle: https://sensirion.com/media/documents/213E6A3B/63A5A569/Datasheet_SHT3x_DIS.pdf

Berechtigte Folgefrage: und was ist unter -40 °C? Wenn der Hersteller den Sensor bis -40 °C spezifiziert, dann gewährleistet er die Funktion desselben bis zu dieser Temperatur. Das heisst nicht, dass er unter -40 °C zwangsläufigerweise nicht mehr funktioniert – ich könnte aber keine Ansprüche geltend machen, falls das der Fall wäre. Mit genügend finanziellen Mitteln würde ich das Gerät am Sägistalsee umgehend bergen, bei einer nach ISO/IEC 17025 akkreditierten Messstelle kalibrieren lassen und das Zertifikat hier einstellen…


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