Am 12. Juli wurde in Hintergräppelen der erste Luftfrost im Juli 2018 registriert: um 05:40 Lokalzeit wurde ein Minimum von -1.1 °C gemessen. Auch am Folgetag gab es nochmals ein Minimum von -0.5 °C:
Es war der erste Luftfrost im Juli überhaupt, und somit ist auch durch Messungen belegt, was zuvor wahrscheinlich bzw. zu vermuten war: in dieser Senke kann in jedem Monat des Jahres Frost auftreten.
Im vergangenen Jahr betrug das Monatsminimum für den Juli +0.5 °C, die längste frostfreie Periode dauerte 58 Tag (vom 10. Juni bis zum 6. August). Im aktuellen Jahr trat die bisher längste frostfreie Periode (20 Tage) vom 26. Mai bis zum 14. Juni auf:
Für die Suche nach potenten Kaltluftseen bildet die Analyse von digitalen Höhenmodellen gute Resulate: Sie liefert in der Schweiz eine Vielzahl von Senken, welche jedoch nach zusätzlichen Kriterien weiter gefiltert werden müssen, um schlussendlich die vielversprechendsten Kandiaten herauszuschälen.
Manchmal gibt es Hilfe von unerwarteter Seite. Das Hochmoor von La Chaux-d’Abel stand schon länger auf der erweiterten Kandidatenliste, ein Leserkommentar unter einem Blick-Artikel (sic!) liess mich jedoch endgültig hellhörig werden: -29 °C am 13. Februar 2018, gut 2 Grad kälter als in La Brévine? Das tönt vielversprechend.
Nach einer Rekognoszierung zusammen mit dem Grundeigentümer konnte heute eine Teststation in Betrieb genommen werden. Nachfolgend einige Bilder:
Der Sky View Faktor, das bestimmende Element für die Potenz eines Kaltluftsees, weist phänomenal hohe Werte von deutlich über 95 % auf. Normalerweise befindet sich der kälteste Punkt zuunterst in einer Senke. Im Fall der Senke beim Hochmoor von La Chaux-d’Abel ist die Ausgangslage jedoch speziell: im Bereich des tiefsten Punktes befindet sich ein gut 15 m tiefer Trichter:
Die steilen Flanken dieses Einsturztrichters reduzieren die Sichtbarkeit des Himmels und somit ist hier von ungünstigeren Abstrahlungsbedingungen auszugehen. Fraglich ist, wie stark sich dieser Umstand auf die Temperaturminima auswirkt. Aufschluss darüber würden Messungen mit Datenloggern bzw. Wärmebildkameras geben. Vorerst beschränkt sich die Instrumentierung auf eine Teststation in einer Tiefenrinne etwas ausserhalb des Einsturztrichters:
Die Aufstellung der Teststation ist sicher nicht optimal, limitierend wirkt sich hier (wie auch an anderen Standorten) die Beweidung durch Kühe sowie das angrenzende Naturschutzgebiet aus. Der Sensor befindet sich auf einer Höhe von 1.90 m über Boden, ist also gegenüber der Standardhöhe in der Schweiz von 2 m leicht zu tief angebracht.
Aus logistischen Gründen (Länge des Anfahrtsweges) ist der Logger auf eine Speicherfrequenz von 1 h eingestellt. Bei einer Abtastfrequenz von 1 Sekunde werden stündlich ein Momentanwert sowie das Minimum bzw. das Maximum über die vorangegange Stunde registriert. Spätestens Mitte Februar muss der Logger ausgelesen werden – und dann lassen sich erste Vergleiche mit den Minima von La Brévine ziehen…