Der Duden definiert den Begriff “offiziell” wie folgt:
a) in in amtlichem Auftrag; dienstlich
b) von einer Behörde, einer Dienststelle ausgehend, bestätigt [und daher glaubwürdig]; amtlich
Auch wenn ich bei MeteoSchweiz arbeite: Meine Messungen erfolgen auf privater Basis in meiner Freizeit. Dabei versuche ich, den Vorgaben der WMO im Rahmen des sinnvoll Möglichen nahe zu kommen.
“Offiziell” wäre ein Rekord dann, wenn der Wert entweder an einer MeteoSchweiz-Station gemessen und nach erfolgter Kontrolle auch bestätigt würde – oder aber Prozesse definiert wären, welche Messungen aus anderen Messnetzen entsprechend prüfen und ggf. in den Rang eines offiziellen Rekordes erheben würden. Der Aufwand wäre enorm:
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- Vor Ort-Besichtigung der Station
- Kalibrierung des Messgerätes
- Synoptische Einordnung: Plausibilisierung anhand anderer Messstationen und der Wetterlage.
- Klimatologische Einordnung: Auswertung der Datenreihe inklusive der Stationsgeschichte
Sprich: für jeden potentiellen Rekordwert würde ein Aufwand von mehreren Personentagen anfallen.
Wenn man den Aufwand für Temperaturminima betreiben würde, dann konsequenterweise auch für Temperaturmaxima, Böenspitzen, Schneehöhen, Regenmengen (welche Zeitdauer? 10 Minuten? 1 Stunde? 1 Tag?)… Wo würde man die Grenze ziehen? Und welcher Aufwand ist gerechtfertigt?
Mir ist kein staatlicher Wetterdienst in Europa bekannt, der solche Prozesse für die Anerkennung von Messwerten aus anderen als den eigenen Messnetzen etabliert hätte. In den USA wird dieser Aufwand betrieben: Assessing Extremes: How NCEI Vets Potential State Climate Records
Fazit: Nein, der Wert von -42.4 °C vom 20. Januar 2023 ist kein offizieller Kälterekord für die Schweiz.
Ich strebe auch keine «offiziellen» Werte an: die Messstationen werden aus Freude an der Sache betrieben. Die Umstände der Messung versuche ich transparent und nachvollziehbar darzulegen.